Amberger Unternehmen im Fokus des Bayerischen Wirtschaftstages 2025
Amberg, 6. Juni 2025 – „Der Wind in der Wirtschaftspolitik hat sich gedreht“ – das war die zentrale Botschaft des Bayerischen Wirtschaftstages 2025 des Wirtschaftsbeirats Bayern in Amberg.
Die anhaltende Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft stand im Fokus des Bayerischen Wirtschaftstages. Präsidentin Angelika Niebler, Mitglied des Europäischen Parlaments, präsentierte den 180 Teilnehmern erstmals Zahlen zu den Umsätzen der 160.000 kleinen und mittleren Unternehmen in Bayern, die bei der DATEV in Nürnberg gesammelt wurden.
Allein in der Region Oberpfalz sind die Umsätze gegenüber dem Vorjahr um 5,4 Prozent gesunken. Damit liegt die Oberpfalz etwa im bayerischen Durchschnitt von 5,5 Prozent.
Auch Oberbürgermeister Michael Cerny wies auf die rückläufigen Einnahmen der Kommunen hin.
Wie gelingt die wirtschaftliche Kehrtwende, und was kann die Politik dafür leisten? Darüber entspann sich eine Diskussion unter der Moderation des Sky-Formel-1-Moderators Peter Hardenacke.
Der Amberger Unternehmer Klaus Herdegen, geschäftsführender Gesellschafter der Lüdecke GmbH, sprach Klartext: „Die letzten Jahren wurden wir im Ausland angesprochen, was eigentlich in Deutschland los ist. Wir müssen wieder anders wahrgenommen werden." Notwendig seien klare, verlässliche, langfristige Perspektiven, qualitatives Wachstum, Freude an neuen Entwicklungen. Die Bankenregulatorik mache häufig alles zunichte – etwa bei der Frage, ob man sich auf die Produktion von Rüstungsgütern einlasse, mit dem Risiko, auf Sanktionslisten zu landen. Qualität sei auf lange Sicht nur durch gute Bildung zu halten. In Amberg gebe es hervorragende Bedingungen mit den Schulen und Hochschulen vor Ort. Der Fachkräftemangel bleibe aber dramatisch. „Es wird ein Hauen und Stechen werden um gute Mitarbeiter.“
Dafür müsse man aber auch wegkommen von der Teilzeitrepublik. „Wir müssen wieder fleißiger werden.“ Der Sprecher der IHK-Unternehmen in Amberg, Markus Frauendorfer, mahnte eine rasche Umsetzung der Entbürokratisierung an.
„In unserem Möbelhandel haben wir Lampen im Angebot, da ist ein Stück Holz dabei ist. Der Lieferant stellt jetzt auf Kunststoff um, weil die Nachweispflichten über Herkunft des Holzes so hoch sind.“
Er forderte mehr Anreize zur Arbeit. 24 Tage Krankheit im Schnitt pro Jahr seien zu viel. Die Krankschreibung per einfachem Telefonanruf beim Arzt sende das falsche Signal. Er warb für Selbstbewusstsein in Europa: „Make Europe Great Again“.
Dr. Egon Westphal, CEO der Bayernwerk AG mit Sitz in Regensburg, bewertete die neu konzipierte Energiepolitik der Bundesregierung grundsätzlich positiv. „Der Blick der Regierung auf die Energiewirtschaft ist grundsätzlich sympathisch. Die neue Ministerin Katherina Reiche hat gute Perspektiven.“
Die Senkung der Energiekosten sei eine zentrale Frage für die Wirtschaft. Am Ende seien es aber Verteilungsfragen zwischen Staat, Industrie und Verbrauchern. Weniger Staat, mehr Eigenverantwortung – das war die zentrale Forderung des Bayerischen Finanzministers Albert Füracker. „Wir müssen wieder davon wegkommen, dass von pränatal bis postmortal alles geregelt wird – und zwar umsonst.“
In der Finanzpolitik stehe jetzt die Senkung der Unternehmensbesteuerung im Fokus – mit der Ausweitung der Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen und später der Senkung der Steuersätze. Auch wenn das für Bayern weniger Einnahmen bedeute, müsse das jetzt schnell umgesetzt werden. Gleichzeitig sei das Motto jetzt: Sparen und Investieren – auch in Bayern.
Mit dem Oberbürgermeister von Amberg, Michael Cerny, und Markus Frauendorfer entspann sich eine Diskussion über Notwendigkeit und Umfang von Förderprogrammen für Kommunen – aus Sicht des Oberbürgermeisters weiter von großer Bedeutung, aus Sicht des Unternehmers jedoch zu kompliziert.
Der Finanzminister betonte: Niemand müsse Staatsgeld ausgeben. Der Staat stelle nur bereit, was politisch gefordert werde.
Über das gesamte Sofortprogramm der Bundesregierung in Berlin berichtete aktuell die Amberger Bundestagsabgeordnete Susanne Hierl. Sie hob die zahlreichen Entlastungen für Unternehmen und die Ausrichtung auf eine neue Wirtschaftspolitik hervor.
Die Präsidentin des Wirtschaftsbeirats Bayern und Europaabgeordnete Angelika Niebler gab einen strategischen Ausblick auf die europäischen und internationalen Perspektiven. Wettbewerbsfähigkeit und Binnenmarkt stünden im Fokus dieser Wahlperiode in Brüssel – ebenso die Entschlackung der Bürokratie mit zahlreichen Gesetzespaketen („Omnibus-Gesetze“).
Sehr ernsthaft müsse jetzt die europäische Verteidigung organisiert und koordiniert werden. „Wir haben immer noch zu viele Systeme und brauchen zu lange – zum Beispiel, um Ersatzteile für Panzer nach Litauen zu liefern. Aber wir sind wild entschlossen, das anzugehen.“
Einig war man sich am Ende über die Qualität der Unternehmen in der Oberpfalz. Füracker: „Wir haben Top-Firmen in der Welt. Wir machen uns da immer ein bisschen kleiner.“ Susanne Hierl: „Wir haben ein gutes Fundament in diesem Land, und darauf können wir aufbauen.“ OB Cerny machte jedoch klar: „Wenn die Weltwirtschaft hüstelt, hat Amberg ein Problem.“
Einen vorsichtig positiven Ausblick gab der Oberbürgermeister: Anfragen nach Investitionen und Gewerbeflächen in der Kommune nehmen zu. Fazit am Ende: Die Wende in der Wirtschaftspolitik ist eingeleitet – damit es vorwärtsgeht, müsse man jetzt aufs Tempo drücken und nicht immer das Haar in der Suppe suchen.